{"id":9985,"date":"2024-04-20T08:00:11","date_gmt":"2024-04-20T06:00:11","guid":{"rendered":"https:\/\/spd-boernsen.de\/?p=9985"},"modified":"2024-04-26T11:32:31","modified_gmt":"2024-04-26T09:32:31","slug":"75-jahre-gleichberechtigung-der-frauen","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/spd-boernsen.de\/?p=9985","title":{"rendered":"75 Jahre Gleichberechtigung der Frauen?"},"content":{"rendered":"

\u201eM\u00e4nner und Frauen sind gleichberechtigt\u201c, hei\u00dft es in Artikel 3, Absatz 2 unseres Grundgesetzes. Diesen Passus mussten die vier M\u00fctter des Grundgesetzes hartn\u00e4ckig erstreiten. Elisabeth Selbert, Helene Weber, Frieda Nadig und Helene Wessel waren die einzigen Frauen unter 65 stimmberechtigten Mitgliedern des Parlamentarischen Rats. Erst nach zwei Abstimmungsniederlagen, langen Diskussionen und \u00f6ffentlichen Protesten verschiedener Frauenorganisationen wurde der Gleichheitsgrundsatz schlie\u00dflich im Grundgesetz verankert, das am 23. 05. 1949 in Kraft trat. Helene Weber hatte dar\u00fcber hinaus einen weiteren Passus in der Verfassung gefordert. \u201eVerrichten Frauen gleiche Arbeit, so haben sie Anspruch auf gleiche Entlohnung.\u201c So lautete ihr Vorschlag, aber\u00a0<\/p>\n

er schaffte es nicht ins Grundgesetz \u2013 vielleicht ein Grund, warum wir in Deutschland bis heute leider immer noch \u00fcber Lohngleichheit debattieren m\u00fcssen.<\/p>\n

Die politische Umsetzung der Gleichstellung im Familienrecht nahm dann noch viel Zeit in Anspruch. Das 1957 verk\u00fcndete Gleichberechtigungsgesetz strich erst das sogenannte Letztentscheidungsrecht des Mannes und es sollte noch lange dauern, bis der Gesetzgeber auch das Leitbild der Hausfrauenehe abschaffte.<\/p>\n

Einen weiteren Sprung nach vorn brachte die Wiedervereinigung. Am 16.01.1992 beschloss die gemeinsame Verfassungskommission, den in Artikel 3 des Grundgesetzes formulierten Gleichheitsgrundsatz zu erg\u00e4nzen: \u201eDer Staat f\u00f6rdert die tats\u00e4chliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und M\u00e4nnern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.\u201c Frauenrechtlerinnen aus Ost und West hatten sich damals gemeinsam daf\u00fcr stark gemacht, festzuschreiben, dass Worten auch Taten folgen sollten.<\/p>\n

Wie weit sind wir mit diesem Vorhaben bis heute gekommen? Theoretisch stehen Frauen alle M\u00f6glichkeiten der pers\u00f6nlichen und beruflichen Selbstverwirklichung offen. Tats\u00e4chlich aber sind Frauen noch immer vielf\u00e4ltigen Benachteiligungen ausgesetzt.<\/p>\n

Das betrifft zum einen das Arbeitsleben. In Unternehmen haben sie oft das Nachsehen gegen\u00fcber ihren m\u00e4nnlichen Kollegen, wenn es um den n\u00e4chsten Karriereschritt geht. Selbst die Einf\u00fchrung der Frauenquote hilft da nicht wirklich weiter. In Handwerksbetrieben und mittelst\u00e4ndischen Firmen schaffen es beispielsweise noch immer zu wenig Frauen an die Spitze. Das mag auch daran liegen, dass es sich f\u00fcr viele Frauen nach wie vor als Karrierebremse auswirkt, wenn sie versuchen, Beruf und Familie zu vereinbaren. Zwar gehen auch schon viele V\u00e4ter in Elternzeit, aber die Hauptlast der Erziehungsarbeit liegt meist noch immer bei den Frauen. Viele M\u00fctter entscheiden sich nach der Geburt ihres Kindes daf\u00fcr, nur noch in Teilzeit zu arbeiten und selbst, wenn die Frauen wieder mit Vollzeit in den Job einsteigen wollen, m\u00fcssen sie sich nach der R\u00fcckkehr ins Unternehmen oft genug mit einer Stelle unterhalb ihrer eigentlichen Qualifikation oder Hierarchiestufe begn\u00fcgen. Das alles ist zuallererst ein \u00c4rgernis f\u00fcr die betroffenen Frauen, es ist aber auch volkswirtschaftlich unvern\u00fcnftig, weil gemischte Leitungsteams nachweislich bessere Ergebnisse bringen. Eine ganze Reihe internationaler Studien kommt zu dem Schluss: \u201eUnternehmen, in denen Frauen zu einem hohen Anteil Managementverantwortung tragen, arbeiten profitabler.<\/p>\n

Zum anderen verdienen Frauen viel mehr finanzielle Unterst\u00fctzung und Respekt in unserer Gesellschaft. Egal, ob sie sich daf\u00fcr entscheiden, f\u00fcr ihre Familien da zu sein und ihre Kinder zu erziehen oder kranke und betagte Angeh\u00f6rige zu pflegen, was ebenfalls haupts\u00e4chlich Frauensache ist. F\u00fcr diese Leistungen, die in der Regel \u201eunter Ausschluss der \u00d6ffentlichkeit\u201c gestemmt werden und die psychisch wie k\u00f6rperlich oft sehr belastend sind, verdienen Frauen mehr Wertsch\u00e4tzung als sie bis heute erfahren. Alleinerziehenden M\u00fcttern droht sonst zudem Altersarmut und ihren Kindern Armut.<\/p>\n

Leider ist auch die Gewalt gegen Frauen in unserem Land nach wie vor t\u00e4gliche Realit\u00e4t. Jedes Jahr m\u00fcssen beispielsweise mehr als 15.000 Betroffene in Frauenh\u00e4usern Zuflucht suchen, um sich und ihre Kinder vor h\u00e4uslicher Gewalt zu sch\u00fctzen und jede Stunde werden mehr als 14 Frauen Opfer von partnerschaftlicher Gewalt, Die Dunkelziffer ist dabei noch nicht ber\u00fccksichtigt.<\/p>\n

Wir m\u00fcssen also weiter daraufhin arbeiten, dass jede Frau Unterst\u00fctzung in allen Lebenslagen erh\u00e4lt, denn davon profitieren wir letztlich alle. Es gibt keinen Erfolg ohne Frauen\u201c \u2013 das wusste schon der gro\u00dfe deutsche Schriftsteller und Journalist Kurt Tucholsky.\u00a0<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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