Diese Distanz verhinderte, dass da ein wütender Mann auf der Bühne stand, der nur heraus schimpfte, was andere vielleicht auch denken. Er war kein Sprachrohr-Kabarettist – zu groß war der künstlerische Anspruch, die Lust auf das Spiel mit der Sprache und die blitzende Freude an der Listigkeit unberechenbarer und boshafter Gedankengänge.
Ein Mensch, der von Berufs wegen zum Widerspruch verpflichtet ist, läuft Gefahr zu verbittern und als Zyniker zu enden. Das ist Hildebrandt nicht passiert. Er liebte den Witz und die Pointe, aber nicht um jeden Preis, und billig durfte beides nicht sein. Er hatte Haltung mit Distanz und verabscheute zynische Distanz ohne Haltung. Von ihm konnte man lernen. Wer von ihm nichts gelernt hat, ist ein hoffnungsloser Fall.
Auszug aus einem Nachruf (2013)